donnerstag 2 mai 2013
19:30
Gelegenheitsarbeit einer Sklavin (1973). 87 Min. 35 mm.
„Gib mir einen Punkt außerhalb der Familie, und ich werde die Welt bewegen.“
Einige Monate aus einer Ehe mit Kindern inmitten der Protestbewegung. Roswitha Bronski (Alexandra Kluge) ist berührt vom revolutionären Elan. Sie plant zunächst Veränderungen innerhalb der Familie („die kleinste Form einer gesellschaftlichen Veränderung ist der Umzug“). Später wendet sie sich Aktionen zu, die außerhalb der Familie stattfinden. Sie fallen ihr leichter.
„Roswitha fühlt in sich eine ungeheure Kraft, und sie weiß aus Filmen, daß es diese Kraft auch wirklich gibt.“
Darsteller: Alexandra Kluge (Roswitha Bronski), Bion Steinborn (Franz Bronski).
19:30
Gelegenheitsarbeit einer Sklavin (1973). 87 Min. 35 mm.
„Gib mir einen Punkt außerhalb der Familie, und ich werde die Welt bewegen.“
Einige Monate aus einer Ehe mit Kindern inmitten der Protestbewegung. Roswitha Bronski (Alexandra Kluge) ist berührt vom revolutionären Elan. Sie plant zunächst Veränderungen innerhalb der Familie („die kleinste Form einer gesellschaftlichen Veränderung ist der Umzug“). Später wendet sie sich Aktionen zu, die außerhalb der Familie stattfinden. Sie fallen ihr leichter.
„Roswitha fühlt in sich eine ungeheure Kraft, und sie weiß aus Filmen, daß es diese Kraft auch wirklich gibt.“
Darsteller: Alexandra Kluge (Roswitha Bronski), Bion Steinborn (Franz Bronski).
_______________Extra:
Angriffsgeist und Kooperation
Erster Urlaubstag zu Hause. Bettine fühlt neue Kräfte, sie will die Familie aufräumen. Das Kind hat sich den ganzen Nachmittag über aus dem Eisschrank ernährt, jetzt will es nicht essen. Um 23 Uhr hat es dann Hunger. Bettines Mann hat die vorgekochten roten Rüben aufgegessen, die das Abendessen für die Erwachsenen bilden sollen. Nicht aus Hunger, aus Langeweile. Statt sich mit ihr zu unterhalten. Sie rennt ins Wohnzimmer und sagt: „Du bist ein Affenarsch.“
Jetzt sitzt er innerlich verletzt im Wohnzimmer, antwortet betont kurz. Sie ist noch immer mit hinreichend frischer Wut versorgt; mit dieser Wut könnte sie grundlegende Veränderungen der Familienverfassung finanzieren.
Sie überprüft die Betriebsstörungen, die ihr beleidigter Mann heute abend und in den nächsten Tagen veranlassen wird. Sie selbst kann das aushalten, wenn es auch zur Veränderung der Familienverfassung nichts beiträgt. Aber er wird in diesem Zustand lernunfähig. Außerdem treffen die Störungen vor allem die Kinder, die dann ihrerseits mit Störungen antworten. Bettines beste Freundin ist zu Besuch. Sie erwartet von Bettine konsequente Handlungen. Sie haben das besprochen. Aber inzwischen ist Bettine zu dem Ergebnis gekommen, daß sich auf diesen konkreten Alltagsärger keine Bestandsaufnahme der Jahresfragen aufstocken läßt (andererseits bestehen die ganzen Jahresprobleme auch aus Konflikten in kleiner Münze). Wenn sie anfängt zu reden, fährt ihr der Mann in die Parade: „Das sind doch Bagatellen.“ Sie müßte mit 10 Mündern gleichzeitig reden, um genug Anschauungsmasse zusammenzuhäufen, wenn sie nur einen Satz zu Ende bringen will.
Entschluß: Es ist besser, daß sie sich für die Bezeichnung „Affenarsch“ entschuldigt. Sie tut das, indem sie dem Mann wortlos eine Boulette heranträgt, die er auch annimmt. „Die Klügere gibt nach.“ Andererseits: „Ich habe mich lächerlich gemacht.“ Aber vor wem lächerlich gemacht? Vor welchem Prinzip? „Meinem oder einem mir angedrehten?“
Angriffsgeist und Kooperation
Erster Urlaubstag zu Hause. Bettine fühlt neue Kräfte, sie will die Familie aufräumen. Das Kind hat sich den ganzen Nachmittag über aus dem Eisschrank ernährt, jetzt will es nicht essen. Um 23 Uhr hat es dann Hunger. Bettines Mann hat die vorgekochten roten Rüben aufgegessen, die das Abendessen für die Erwachsenen bilden sollen. Nicht aus Hunger, aus Langeweile. Statt sich mit ihr zu unterhalten. Sie rennt ins Wohnzimmer und sagt: „Du bist ein Affenarsch.“
Jetzt sitzt er innerlich verletzt im Wohnzimmer, antwortet betont kurz. Sie ist noch immer mit hinreichend frischer Wut versorgt; mit dieser Wut könnte sie grundlegende Veränderungen der Familienverfassung finanzieren.
Sie überprüft die Betriebsstörungen, die ihr beleidigter Mann heute abend und in den nächsten Tagen veranlassen wird. Sie selbst kann das aushalten, wenn es auch zur Veränderung der Familienverfassung nichts beiträgt. Aber er wird in diesem Zustand lernunfähig. Außerdem treffen die Störungen vor allem die Kinder, die dann ihrerseits mit Störungen antworten. Bettines beste Freundin ist zu Besuch. Sie erwartet von Bettine konsequente Handlungen. Sie haben das besprochen. Aber inzwischen ist Bettine zu dem Ergebnis gekommen, daß sich auf diesen konkreten Alltagsärger keine Bestandsaufnahme der Jahresfragen aufstocken läßt (andererseits bestehen die ganzen Jahresprobleme auch aus Konflikten in kleiner Münze). Wenn sie anfängt zu reden, fährt ihr der Mann in die Parade: „Das sind doch Bagatellen.“ Sie müßte mit 10 Mündern gleichzeitig reden, um genug Anschauungsmasse zusammenzuhäufen, wenn sie nur einen Satz zu Ende bringen will.
Entschluß: Es ist besser, daß sie sich für die Bezeichnung „Affenarsch“ entschuldigt. Sie tut das, indem sie dem Mann wortlos eine Boulette heranträgt, die er auch annimmt. „Die Klügere gibt nach.“ Andererseits: „Ich habe mich lächerlich gemacht.“ Aber vor wem lächerlich gemacht? Vor welchem Prinzip? „Meinem oder einem mir angedrehten?“
21:30
Kurzfilmprogramm Nr. 2. (111 min.)
„Triebwerkhusten“
(Kurzfilme aus der Zeit von 1960 bis 1984)
1. Feuerlöscher E. A. Winterstein
2. Ein Arzt aus Halberstadt
3. Porträt einer Bewährung
4. Lehrer im Wandel
5. Nachrichten von den Staufern
6. Triebwerkhusten
7. Antoine Billot
1: Ein imaginärer Nachruf auf Humphrey Bogart. Filmszenen mit Alexandra Kluge. Kamera: Edgar Reitz, Thomas Mauch.
2: Porträt des Vaters von Alexander Kluge bei einem Besuch in München während des Sommerlochs. Als Einwohner einer kleinen Stadt in der DDR besucht er Westdeutschland.
3: Bericht über einen Polizeibeamten, der sich unter so verschiedenen politischen Systemen wie dem autoritären Kaiserreich, der Weimarer Republik, dem Dritten Reich und der Bundesrepublik bewährt hat. Ihm ist die Pflichterfüllung oberstes berufliches Gebot. Er ist inzwischen Demokrat. Er hat gelernt. Er sagt: „Ich haue jedem in die Fresse, der sich nicht demokratisch benimmt.“
4: Dokumentarischer Kurzfilm von Alexandra und Alexander Kluge, der den Beruf des Lehrers behandelt.
5: Die Herrscher der Dynastie der Staufer haben im 12. und 13. Jahrhundert regiert. Ein Überfall auf das Herz der deutschen Mythologie.
6: Spuren von Leben im Kerosin. Denkbar, daß in jedem Moment mikrobiologische Organismen die Filter im Triebwerk irgendeines Überschalljets verstopfen. Jetzt ist es für die Wissenschaftler vorbei mit dem langfristigen Anliegen ruhigen wissenschaftlichen Forschens.
7: Antoine Billot – Wer immer hofft, stirbt singend. Dem Menschen ist die Hoffnung von Anbeginn mitgegeben. Sie ist Teil der Evolution. Sie gehört zur Wesensart des Blauen Planeten, zur Pflanzen-, Tier- und Mineralienseele und ist auch eine Sache der Gestirne. Die Gelehrten bezeichnen dieses Gefühl als Urvertrauen. Ein besonderes Beispiel für einen Menschen, der immer hoffte und singend zugrunde ging, ist Antoine Billot.
Kurzfilmprogramm Nr. 2. (111 min.)
„Triebwerkhusten“
(Kurzfilme aus der Zeit von 1960 bis 1984)
1. Feuerlöscher E. A. Winterstein
2. Ein Arzt aus Halberstadt
3. Porträt einer Bewährung
4. Lehrer im Wandel
5. Nachrichten von den Staufern
6. Triebwerkhusten
7. Antoine Billot
1: Ein imaginärer Nachruf auf Humphrey Bogart. Filmszenen mit Alexandra Kluge. Kamera: Edgar Reitz, Thomas Mauch.
2: Porträt des Vaters von Alexander Kluge bei einem Besuch in München während des Sommerlochs. Als Einwohner einer kleinen Stadt in der DDR besucht er Westdeutschland.
3: Bericht über einen Polizeibeamten, der sich unter so verschiedenen politischen Systemen wie dem autoritären Kaiserreich, der Weimarer Republik, dem Dritten Reich und der Bundesrepublik bewährt hat. Ihm ist die Pflichterfüllung oberstes berufliches Gebot. Er ist inzwischen Demokrat. Er hat gelernt. Er sagt: „Ich haue jedem in die Fresse, der sich nicht demokratisch benimmt.“
4: Dokumentarischer Kurzfilm von Alexandra und Alexander Kluge, der den Beruf des Lehrers behandelt.
5: Die Herrscher der Dynastie der Staufer haben im 12. und 13. Jahrhundert regiert. Ein Überfall auf das Herz der deutschen Mythologie.
6: Spuren von Leben im Kerosin. Denkbar, daß in jedem Moment mikrobiologische Organismen die Filter im Triebwerk irgendeines Überschalljets verstopfen. Jetzt ist es für die Wissenschaftler vorbei mit dem langfristigen Anliegen ruhigen wissenschaftlichen Forschens.
7: Antoine Billot – Wer immer hofft, stirbt singend. Dem Menschen ist die Hoffnung von Anbeginn mitgegeben. Sie ist Teil der Evolution. Sie gehört zur Wesensart des Blauen Planeten, zur Pflanzen-, Tier- und Mineralienseele und ist auch eine Sache der Gestirne. Die Gelehrten bezeichnen dieses Gefühl als Urvertrauen. Ein besonderes Beispiel für einen Menschen, der immer hoffte und singend zugrunde ging, ist Antoine Billot.